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Ursula Arnold
Hannah-Höch-Preis
Preisverleihung: 1. November
2002, 19 Uhr
Ausstellung: 2. November bis 15. Dezember 2002
Nach der Präsentation von Werken Dieter Goltzsches 1998 fällt
dem Neuen Berliner Kunstverein zum zweiten Mal die Ehre zu, die Ausstellung
eines Hannah-Höch-Preisträgers auszurichten. Dies tun wir in kollegialer
Zusammenarbeit mit der Photographischen Sammlung der Berlinischen Galerie
– nicht nur deshalb, weil beide Institutionen in der Jury mitwirkten, sondern
auch aufgrund der von ihr getroffenen Wahl, nach welcher die diesjährige
Preisträgerin Fotografin ist. Bekanntlich engagieren sich beide Häuser
stets für die Fotografie als wichtige künstlerische Ausdrucksform
und teilen die Überzeugung, dass dieses Medium mit seinen sowohl traditionellen
als auch avancierten Gestaltungsweisen im zentralen Bereich der zeitgenössischen
Kunst steht.
Genau vor zehn Jahren zeigte die Berlinische Galerie im Martin-Gropius-Bau
eine erste umfassende Übersicht der ostdeutschen Fotografie von 1945
bis 1989, in welcher auch elf Arbeiten von Ursula Arnold zu sehen waren. Der
damalige Ausstellungskurator, Ulrich Domröse, zeichnete in seinem Katalogbeitrag
die Entwicklungsgeschichte der DDR-Fotografie nach. Dieses Essay bietet noch
heute das notwendige Hintergrundwissen zum Werk und Werdegang Ursula Arnolds.
Mit der Staatsgründung 1949 wurde die Fotografie in der DDR als „ideologische
Waffe“ für die Medien dienstbar gemacht und zum „Instrument des Klassenkampfes“
erklärt. Alle Positionen, die von der offiziellen Doktrin abwichen,
wurden als „formalistisch, antidemokratisch und dekadent“ verurteilt.
Ursula Arnold, "Schönhauser
Alle, Berlin 1983", Schwarzweißfotografie
In jenem Umfeld gehörte
Ursula Arnold zu den Fotografen, die keinen Kompromiss zwischen dem
vorgeschriebenen und eigenen Anspruch einzugehen bereit waren und damit kaum
Möglichkeiten hatten, ihre Arbeiten öffentlich zu zeigen. So ist
sie einem größeren Publikum bis heute unbekannt geblieben. Nur
unter Kennern wurde sie – neben Evelyn Richter und Arno Fischer – zu den bedeutendsten
ostdeutschen Fotografen ihrer Generation gezählt.
Die Fotografien von Ursula Arnold wurden entscheidend von ihrer kritischen
Sicht der DDR-Realität geprägt. Während sie von 1957 bis 1986
als Kamerafrau beim Fernsehen ihr Brot verdiente, schuf sie gleichzeitig,
sozusagen im eigenen Auftrag, ein prägnantes und sehr persönliches
fotografisches Œuvre. Äußerst bewusst wahrgenommen dokumentierte
sie in immer wiederkehrenden Motiven die sie umgebende soziale Wirklichkeit.
In der Fototheorie wird bekanntlich zwischen Bild und Dokument unterschieden.
Ursula Arnold gelang es, den Gegensatz dieser beiden Begriffe in einer Synthese
aufzulösen, in dem sie das Dokument in ein Bild und das Bild in ein Dokument
verwandelte. Straßenszenen wurden nicht nur abgelichtete Stadtlandschaften
sondern Bilder von gelebter Urbanität, sowie Passanten und S-Bahn-Reisende
nicht nur beobachtete Menschen, sondern Individuen in ihrem gesellschaftlichen
Kontext.
Franziska Schmidt schreibt in ihrem Katalogbeitrag, dass Ursula Arnolds
Fotografien als „persönliche und fotografische Notizen“ verstanden werden
sollten. Dies entspricht dem Konzept der Ausstellung, für die eine chronologische
Folge von drei Werkgruppen ausgewählt wurde, die zeitlich (und geografisch)
abgegrenzte Aspekte ihres Lebensweges thematisieren. Ursula Arnold hat unter
erschwerten Bedingungen ein bemerkenswert geradliniges, von humanistischen
Idealen beseeltes Lebenswerk geschaffen, das mit dem Hannah-Höch-Preis
2002 die verdiente Anerkennung erhält.
Zur Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Photographischen Sammlung
der Berlinischen Galerie entstand, erscheint eine Publikation zum Preis von
15 Euro, die alle Exponate der Ausstellung abbildet.
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