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Bialy
Mazur • Künstlerinnen aus Polen
Bogna Burska • Marta Deskur • Katarzyna Górna • Elzbieta Jablonska
Dorota Nieznalska • Joanna Rajkowska • Jadwiga Sawicka •
Julita Wójcik
Monika Zielinska
6. September bis 19. Oktober
2003
Kuratorin: Anda Rottenberg,
Warschau
Für ihre ausschließlich aus jungen Künstlerinnen bestehende
Auswahl wählte die Warschauer Kuratorin, Anda Rottenberg, den metaphorischen
Titel „Bialy Mazur“. Er ist eine Anspielung auf eine Tradition früherer
Bälle in Polen, die immer mit der feierlichen Polonaise anfingen und
mit der „weißen Masurka" als letztem Tanz endeten, bei welcher die Damen
endlich ihre „Träume verwirklichen“ konnten, indem sie ihren Partner
selbst aussuchen durften. Mit diesem Sinnbild soll auf die noch immer existierende,
ungleichberechtigte Lage der Frauen in der heutigen polnischen Gesellschaft
hingewiesen werden, eine Situation, die sich auch im Kunstleben widerspiegelt.
Die Werke der neun teilnehmenden
Künstlerinnen, die mit verschiedenen Medien arbeiten, nehmen Bezug sowohl
auf private als auch auf öffentlich geäußerte Ziele des Subjekts.
Sie sind häufig symbolisch oder werden mit viel Sinn für Ironie
gebrochen. Sie setzen sich mit den gesellschaftspolitischen und kulturideologischen
Veränderungen sowie mit der Realität der zwischengeschlechtlichen
und anderen ritualisierten Umgangsformen auseinander, die den Alltag strukturieren.
Es ist nicht die unmittelbare politische Agenda einer Frauenbewegung, die
hier sichtbar wird, sondern eher eine allgemeine Kurskorrektur im polnischen
Kontext. Anda Rottenberg unterstreicht in ihrem Textbeitrag, dass ihr Konzept
nicht darauf zielt, die feministische Tradition der siebziger Jahre weiterzuverfolgen.
Es spiegelt eher die wissenschaftlichen Ergebnisse der Geschlechterstudien
des soeben begonnenen 21. Jahrhunderts wider und zeigt die politische und
soziale Wirklichkeit Polens auf dem Weg zurück zu einer überwunden
geglaubten paternalistischen Tradition.
Die polnischen Künstlerinnen sind immer noch weniger bekannt als ihre
männlichen Kollegen. Auch aus der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts
ragen neben recht zahlreichen polnischen Künstlern nur zwei weibliche
Namen heraus, Katarzyna Kobro und Magdalena Abakanowicz, die mit überregionaler
Bekanntheit rechnen dürfen. Und aus den letzten Jahren können wir
vielleicht noch Zofia Kulik und Katarzyna Kozyra zu den international
wahrgenommenen polnischen Künstlerinnen zählen. Insofern möchte
unser Ausstellungsprojekt berechtigterweise – neben der notwendigen Informationspflicht
über die in Berlin nicht genügend bekannte Kunstszene unseres Nachbarlandes
– dieser Diskrepanz mit der Vorstellung einiger interessanter Positionen
einer jungen Generation polnischer Künstlerinnen, die sich immer stärker
zu Wort melden, etwas entgegensetzen.
Die Kunst dieser neun polnischen Künstlerinnen „zeichnet sich durch
Offenheit, fehlende Komplexe und zugleich Lust auf gute Unterhaltung aus.
Die Künstlerinnen spielen mit verschiedenen Rollen, vertauschen sie,
setzen Ironie und Parodie ein, sind gegenüber sich selbst ironisch; mit
gleicher Freimütigkeit sprechen sie immer wieder davon, was weh tut,
greifen Themen auf, die im Kontext der Geschlechterproblematik oder Diskriminierung,
die in Polen immer noch nicht ganz abgebaut ist, eine überaus wesentliche
Bedeutung haben“ (Iza Kowalczyk).
Zur unserer Ausstellung, die von der polnischen Stiftung „Fundacja Instytut
Promocji Sztuki“ in Warschau, dem Kulturministerium der Republik Polen und
dem Auswärtigen Amt in Berlin gefördert wurde, erscheint ein dreisprachiger
(deutsch-englisch-polnisch) Katalog mit Textbeiträgen von Anda Rottenberg,
Iza Kowalczyk und Magda Sroda zum Preis von 15 Euro.
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