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Fotokunst aus Australien
Pat Brassington Destiny
Deacon Jane Eisemann Anne Ferran Fiona Foley Bill Henson Peter
Kennedy Rosemary Laing Fiona MacDonald
Ausstellung: 9. September
- 22. Oktober 2000
Als konsequente Fortsetzung einer Serie, die sich mit zeitgenössischer Fotografie verschiedener Länder auseinandersetzt, zeigt der Neue Berliner Kunstverein vom 9. September bis zum 22. Oktober 2000 die Ausstellung Zeitgenössische Fotokunst aus Australien". Sie ist Teil der Kunst eines fernen Kontinents, der zwar durch den zu erwartenden Fernsehübertragungsmarathon der neuesten Olympischen Spiele gerade wieder in unser Bewußtsein gerückt wird, dessen künstlerische Situation aber meistens nur mit kommerziell verbreiteter Aboriginal Art oder vielleicht noch mit der Sydney Biennale in Verbindung gebracht wird. Von der australischen Fotokunst steht zur Zeit die weltweit bekannte Tracey Moffatt als deren einzige Vertreterin im internationalen Rampenlicht. Ihr Ruhm ist ohne Zweifel verdient, wie auch ihre letzten Arbeiten in dieser Ausstellung beweisen, aber es gibt noch manch andere australische Künstler und - interessanterweise in der Mehrzahl - Künstlerinnen, die ihr ebenbürtig sind und verdienen, in Deutschland vorgestellt zu werden. Es kommt noch hinzu, daß nach einstimmiger Beurteilung der in- und ausländischen Beobachter die interessanteste und stärkste Seite des australischen Kunstgeschehens gegenwärtig die fotografischen Werke sind. Unsere Ausstellung, die von
Bernice Murphy, Exdirektorin des Museum of Contemporary Art in Sydney und
Vizepräsidentin des ICOM, einer der kenntnisreichsten Experten der
Materie, kuratiert wurde, befasst sich mit neueren, auf fotografischen
Verfahren beruhenden Arbeiten und ist ein Beleg für die große
Vielfalt, die in diesem Bereich im heutigen Australien anzutreffen ist.
Sie vermittelt zudem einen Eindruck von den gewaltigen Entwicklungssprüngen
innerhalb des Genres, der unermüdlichen Auseinandersetzung mit bestimmten
Formen und Zielvorstellungen. Somit eröffnet sie einen Blick auf das
heutige Kunstschaffen und auf den Werdegang jener seit den 70er Jahren
entwickelten Ideen, die die fotografische Repräsentation im zeitgenössischen
Australien unermesslich bereichert haben.
Die Fotoarbeiten dieser Ausstellung vermitteln eine mehrstimmige Reflexion über die kulturellen Praktiken in Australien und bestätigen die wichtige Rolle der Kunst als engagierter Kommentar zur Diversität der australischen ethnischen, sozialen und kulturellen Realität. Liegt zwar die Betonung immer in der heutigen Wirklichkeit, bleiben das soziale und kulturelle Gedächtnis, die Erbschaft der Vergangenheit und die historische Determinierung wichtige Termini in der australischen Fotokunst. Die Verarbeitung der kolonialen Vergangenheit beschränkt sich nicht nur auf die Aborigines, wie manchmal unterstellt wird, sondern sie vereint schwarze und weiße Künstler gleichermaßen in der Revision ihres Geschichtsbewußtseins. Das Reflektieren des gemeinsam Erlebten und der individuellen Lebensgeschichten geht mit der Rückbesinnung auf das historische Erwachsenwerden des Landes einher. Die kulturelle Verortung findet gleichzeitig mit der Klärung des eigenen geistigen Standortes statt. Die Ausstellung, die anschließend auch im Schloßmuseum Hardenberg in Velbert, in den Kunstsammlungen Chemnitz und im Kulturzentrum der Stadt Stuttgart gezeigt wird, erhielt eine großzügige finanzielle Förderung durch das Visual Arts/Craft Fund of the Australia Council. Der Katalog, der in der Edition
Braus erscheint und während der Ausstellung 38,- DM kostet, ist Teil
unseres Konzepts, die Fotokunst der Gegenwart mit einer fortgeführten
Serie von Publikationen vorzustellen. Der Textbeitrag stammt von der australischen
Kuratorin, Bernice Murphy.
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