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Nikolaus
Lang - Points of view
9. Mai - 21. Juni 1998
Der 1941 geborene und zweifache
documenta-Teilnehmer Nikolaus Lang beschäftigt sich seit über
zwanzig Jahren mit der Sichtbarmachung und der imaginären Rekonstruktion
menschlichen Handelns im verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen
Umfeld. Dies geschieht, indem er Spuren vergangenen Lebens sichert und
ein visuelles Gedächtnis anlegt, das sich nicht auf indirekte mediale
Vermittlung verläßt, sondern auf persönlicher Erfahrung
beruht. Obwohl seine Arbeitsweise mit ihren Protokollen und Tagesberichten
durchaus Bezüge zu den wissenschaftlichen Forschungsmethoden enthält,
dient sie keineswegs einer objektiven soziologischen Analyse, sondern der
eigenen Positionsbestimmung und der sich vergewissernden Verankerung in
einer sich rasch verändernden und uns entziehenden Welt. Mit diesem
Mischungsverhältnis zwischen dem Dokumentarischen und dem Ästhetischen
wurde Lang der bekannteste deutsche Vertreter einer internationalen Kunstrichtung,
die Ende der 7Oer Jahre unter dem aus der Kriminalistik entlehnten Begriff
"Spurensicherung" weltweite Verbreitung fand.
Bei
Nikolaus Lang verbindet sich diese Methode des Sammelns, des Freilegens
und der Aufbewahrung stets mit seinem Interesse für Zeugnisse vergangener
oder fremder Kulturen im Kontext ihres sozialen Wandels. In den letzten
zehn Jahren hat er sich wiederholt in Australien aufgehalten und mit den
Lebensformen der Ureinwohner, mit ihrem Denkmuster und ihrer kulturellen
Eigenart befaßt. Hier erfuhr sein Werk eine zusätzliche Dimension,
die Eugen Blume in seinem Katalogtext als "schamanische Initiation" bezeichnet
und dabei feststellt, daß "in der Hinwendung zu kosmologischen und
tierweltlichen Zusammenhängen und der dadurch erfahrbar werdenden
Reaktivierung der menschlichen Existenz einerseits und der Wiedererweckung
eines verlorenen Bewußtseins andererseits, er Beuys verwandt ist".
Ohne deshalb als "politischer
Künstler" zu gelten, entwickelte Lang ein künstlerisches Programm,
das aus Werkgruppen besteht die sich sowohl an dem von ihm mit Unbehagen
und Sorge beobachteten Zwiespalt zwischen dem technischen Fortschritt und
der Natur, als auch an dem auf beiderseitigen Mißverständnissen
basierenden Konflikt zwischen verschiedenen kulturellen Systemen festmachen
läßt. Die künstlerische Beschäftigung mit diesen Problemen
gewinnt gerade heute, in einer Zeit der zunehmenden Entfremdung von den
natürlichen Grundlagen und des wachsenden Verlustes der kulturellen
Identitäten, eine unbestreitbare Aktualität.
Nikolaus Lang gab seiner
Ausstellung im NBK, in der, um die Prozessualität und Langatmigkeit
seiner Werkauffassung zu veranschaulichen, sowohl ältere als auch
neuere Arbeiten gezeigt werden, den Titel "Points of View". Mit diesem
Ausdruck - im Sinne von Gesichtspunkten oder Betrachtungsweisen - läßt
sich die Arbeitsweise Langs treffend positionieren, die einerseits die
Komplexität der kulturellen Anschauungen widerspiegelt und ihre differenzierte
Wahrnehmung fordert, und andererseits aus der Überzeugung ihre Kraft
gewinnt, daß sich unser soziales Selbstverständnis an dem der
anderen Gesellschaften mißt, und die Beschäftigung mit fremden
Kulturen ihren Sinn erst durch den Bezug auf die eigene erhält.
Zur Ausstellung erscheint
ein Katalog zum Preis von 28 DM.
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