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- Kunst aus Slowenien
12.
Mai - 24. Juni 2001
VULGATA - Kunst aus Slowenien ist eine thematische Ausstellung, die die Kunst der letzten zehn Jahre in Slowenien vorstellt: mit 15 Künstlerinnen und Künstler, bzw. Künstlergruppen ist ein repräsentativer Teil der Ljubljanaer Kunstszene vertreten, die auch nationale Repräsentanz für sich in Anspruch nehmen kann. Der Kurator aus Ljubljana, Gregor Podnar, wählte den Titel VULGATA für die Ausstellung, einen Ausdruck, der für die erste lateinische Bibelübersetzung angewandt wird. Durch diese Übersetzung und Neuinterpretation erfuhr die Bibel im 4. Jahrhundert eine enorme Verbreitung. Dementsprechend wollen die beteiligten Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeit als einen Übersetzungsakt verstehen, der mehrere komplexe Sinnebenen zu erschließen versucht.
Trotz vielfältiger Aktivitäten im Bereich des kulturellen Austausches und der wachsenden, durch Einsatz von technischen Medien erleichterten Zusammen- arbeit von Kuratoren, Kritikern und Kunstinstitutionen über Grenzen hinweg ist über die slowenische Gegenwartskunst bei uns noch immer wenig bekannt. Erst letztes Jahr, als Ljubljana Schauplatz der "Manifesta 3", der nomadisierenden Biennale gesamteuropäischer junger Kunst, wurde, rückte diese lebendige Stadt, die schon vor der Unabhängigkeit eine vitale Kunstszene aufwies, etwas mehr ins Rampen- licht. Ljubljanas geopolitische Lage zwischen Ost und West lieferte das Stichwort zu dieser Großveranstaltung: "Borderline Syndrom". Die allgemeingültige Schwie- rigkeit, mit labilen Grenzen und Identitäten - so in gesellschaftlicher wie in psychi- scher Hinsicht – klarzukommen, charakterisiert die slowenische Alltagsrealität in besonderem Maße. Mit dieser Wirklichkeit setzen sich die fünfzehn Teilnehmer von VULGATA auseinander. Sie behandeln gesellschaftliche Zusammenhänge ihres Landes in Bezug auf althergebrachte und neugewonnene nationale Identitäten, Symbole und Wertigkeiten. Die Reichweite er-streckt sich von dem 1992 gegründeten NSK-Staat ohne Territorium, den die Gruppe IRWIN im Kunstkontext schuf, bis zur Ausarbeitung des "Ersten Slowenischen Bodenständigen Zeichensatzes", einer dem "slowenischen Wesen" gerechten Nationaltypografie von Damijan Kracina aus den Jahren 1997/98. Die slowenischen Künstler sehen den Nationalstaat und seine kulturellen Institutionen im Spannungsfeld zwischen der ethnisch geprägten Selbstidentifikation und dem fortschreitenden Prozess der Multikulturalität unter dem Druck der Globalisierung. Vor diesem Hintergrund der gleichzeitigen neo- und postnationalen Konstellation wirft die Ausstellung VULGATA einen reflektierenden und humorvoll-kritischen Blick auf die Situation der neunziger Jahre in der noch jungen Republik Slowenien. Zur Ausstellung, die in Zusammenarbeit
mit der Galerija Skuc Ljubljana zustande kam, erscheint ein Katalog zum
Preis von 28,- DM mit Beiträgen des Kurators, Gregor Podnar (Ljubljana),
sowie von Inke Arns (Berlin), Boris Buden (Wien/Zagreb) und Mladen Dolar
(Essen).
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